DEGRUYTER SERIES
Die DeGruyter-Reihe: Literatur- und Naturwissenschaft entsteht unter Federführung des Erlanger Forschungszentrums für Literatur- und Naturwissenschaften (ELINAS). Experten unterschiedlicher Fachkulturen führen darin ihre Methoden zusammen und fragen sowohl nach den Funktionen der Sprache in der naturwissenschaftlichen Forschung als auch nach den Verfahren der Modellierung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse in der Literatur. Die Reihe versteht sich als ein interdisziplinäres Forum zur Reflexion der kulturellen Bedeutung natur- und literaturwissenschaftlicher Forschung sowie zur Ethik und Rhetorik wissenschaftlicher Argumentation.
Der erste Band „Physik und Poetik“ dokumentiert umfangreiche Interviews mit Schriftstellern, die sich intensiv mit den weltbildprägenden Erkenntnissen der Physik beschäftigt haben, oft unbeachtet von Literaturkritik und Wissenschaft. Ihre Gründe sind dabei so vielfältig wie die Bücher, die sie schreiben. Sie in Interviews zu Wort kommen zu lassen, bereichert den Diskurs über die zwei Kulturen um eine Stimme, die beide kennt: Literatur und Physik. Physik begegnet uns in allen Bereichen des Lebens; angefangen von Geräten in der technisierten Zivilisation, über die Beschreibung von Phänomenen in der Natur bis zum grundlegenden Verständnis der Welt, das durch Quanten- und Relativitätstheorie ein anderes geworden ist. Es verwundert daher nicht, dass Schriftsteller physikalische Erkenntnisse verwenden, um von Menschen und der Welt, in der sie leben, zu erzählen. Experimentelle Literatur und Metaphern in physikalischen Theorien sind nur zwei Themen, die in den Interviews mit Ulrike Draesner, Durs Grünbein, Michael Hampe, Jens Harder, Reinhard Jirgl, Thomas Lehr, Ulrich Woelk und Juli Zeh zur Sprache kommen. Einig sind sich alle, dass Physik und Literatur zwei Erkenntnisweisen der Welt sind, die sich ergänzen und bedingen.
Alle Bände sind frei herunterladbar (open access): DeGruyter-Reihe
|
Lukas Mairhofer
Bertolt Brechts Interferenz mit der Quantenphysik.
Das moderne Theater und die moderne Physik
Quantenmechanik und Brechts Episches Theater erschüttern das Paradigma einer unbeteiligten Betrachtung, die ihren Gegenstand unverändert lässt. Auf beiden Gebieten wird die Annahme der Kontinuität und strikten Kausalität der untersuchten Vorgänge sowie der Anschaulichkeit, der Individualität und Identität der beobachteten Objekte prekär.
Erstmals wird Brechts Bezug zur Quantenmechanik ausführlich untersucht. Die Wechselwirkung zwischen dem neuen Theater und der neuen Physik baut auf einem gemeinsamen historischen, sozialen und biographischen Hintergrund auf und schöpft aus einem Reservoir gemeinsamer Konzepte und Methoden. Die Spuren der Interferenz der beiden Wissensgebiete finden sich im Archiv mit dem Nachlass des Philosophen und Physikers Hans Reichenbach ebenso wie in Brechts Kaukasischem Kreidekreis. Aus der Neubestimmung von Atom und Individuum und ihrer problematischen erkenntnistheoretischen Beziehung zieht Brecht weitreichende ästhetische und ethische Konsequenzen und entwickelt in seinem Spätwerk eine Verhaltenslehre der Unschärfe.
Link zum Buch
|
|
Herausgegeben von: Rudolf Freiburg, Christine Lubkoll und Harald Neumeyer
Zwischen Literatur und Naturwissenschaft
Debatten – Probleme – Visionen 1680–1820
Zwischen Literatur und Naturwissenschaft finden im 18. Jh. vielfältige Interaktionen statt: Literarische Texte verarbeiten wissenschaftliche Themen; wissenschaftliche Diskurse verwenden literarische Techniken. Der Sammelband widmet sich den Austauschprozessen zwischen den Disziplinen. Wissensgeschichtliche Paradigmen und Übergänge (etwa in den Bereichen der Mechanik, Geographie, Botanik, Chemie/Alchemie, Kosmologie) stehen ebenso im Fokus wie Schreibweisen und Vermittlungsformen (Musenalmanache, Lehrgedichte, Lexika etc.). In exemplarischen Fallstudien werden wissenschaftliche Traktate, populärwissenschaftliche Schriften und literarische Texte vom 17. bis ins frühe 19. Jahrhundert beleuchtet (England, Frankreich, Deutschland). Das Spektrum reicht von Theatermaschinen bis zum künstlichen Menschen, von der Vermessung der Welt bis zum Stein der Weisen, von der Farbenlehre bis zur Kometenforschung, von Wundern und Phantasmen bis zu Tabellen und Statistiken. Eine wesentliche Einsicht betrifft die Überlagerung der Diskurse: In den einzelnen Themenfeldern kreuzen sich verschiedene naturwissenschaftliche Disziplinen; zugleich werden literarische und szientifistische Darstellungen noch nicht strikt voneinander getrennt.
Link zum Buch
|
|
Manuel Illi
Sprache in Wissenschaft und Dichtung
Diskursive Formationen von Mathematik, Physik, Logik und Dichtung im 17. und 18. Jahrhundert
Spätestens seit dem linguistic turn gilt Sprache als unhintergehbare Grundlage von Dichtung und Wissenschaften. Der Band rückt in den Blick, dass Sprache jedoch bereits im 17. und 18. Jahrhundert zu einem zentralen Aspekt der Verhältnisbestimmung von Mathematik, Physik, Logik und Dichtung avancierte. Bei der Untersuchung sprachphilosophischer Positionen dieses Zeitraums wird deutlich, dass vermeintlich evidente Differenzen zwischen wissenschaftlicher und poetischer Sprache jedoch zuallererst theoretisch konstruiert wurden – zum Teil mit erheblichem argumentativem Aufwand. Dem Prozess der Axiomatisierung, Formalisierung und Symbolisierung kommt hierbei besondere Relevanz zu. Er bedingt einerseits eine radikale Verengung des neuzeitlichen Rationalitätskonzepts, andererseits eine ‚Entliterarisierung‘ wissenschaftlicher Diskurse. Ausgehend von dieser Beobachtung lässt sich eine enge Vernetzung von Dichtung bzw. Poetologie mit den Entwicklungen der genannten Disziplinen rekonstruieren. Sie wird u.a. in Charles Batteux’ Konzept einer ‚Sprache des Herzens‘, in Alexander Baumgartens Bezeichnung ‚analogon rationis‘ und Friedrich Schlegels Entwurf einer ‚neuer Mythologie‘ aufgezeigt.
Link zum Buch
|
|
Herausgegeben von: Aura Heydenreich und Klaus Mecke
Physics and Literature
Concepts – Transfer – Aestheticization
Physics and Literature is a unique collaboration between physicists, literary scholars, and philosophers, the first collection of essays to examine together how science and literature, beneath their practical differences, share core dimensions – forms of questioning, thinking, discovering and communicating insights.This book advances an in-depth exploration of relations between physics and literature from both perspectives. It turns around the tendency to discuss relations between literature and science in one-sided and polarizing ways. The collection is the result of the inaugural conference of ELINAS, the Erlangen Center for Literature and Natural Science, an initiative dedicated to building bridges between literary and scientific research. ELINAS revitalizes discussion of science-literature interconnections with new topics, ideas and angles, by organizing genuine dialogue among participants across disciplinary lines.
The essays explore how scientific thought and practices are conditioned by narrative and genre, fiction, models and metaphors, and how science in turn feeds into the meaning-making of literary and philosophical texts. These interdisciplinary encounters enrich reflections on epistemology, cognition and aesthetics.
Link zum Buch
|