Tagung „Comics und Naturwissenschaften“

Erlangen, 15.-17. November 2013
8. Wissenschaftstagung der Gesellschaft für Comicforschung (ComFor)
Tagungsort: Senatssaal des Kollegienhauses (Universitätsstr. 15)

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Programm
Tagungsbericht

Grafik: Thomas Gilke (http://gilkistan.blogspot.de/).

Der Comic und die Naturwissenschaften: Ein Themenpaar, das auf den ersten Blick an Klischeefiguren wie die des „Verrückten Professors“ oder des diabolischen Erfinders denken lässt, die humorigen Labor-Slapstick erleben oder Horrorgestalten züchten. Und gewiss: Topische Figurationen des Forschens und (Herrschafts-)Wissens, von Daniel Düsentrieb über Faust bis Dr. Mabuse, zählen zum Kernbestand von Erzählgenres, die auch und gerade im Comic seit jeher blühen.

Doch sind im Zuge des Graphic-Novel-Booms zuletzt auch reale Figuren der Wissenschaftsgeschichte zum Gegenstand der Bildergeschichte geworden. Über Bertrand Russell und Richard Feynman erschienen komplexe und fachtheoretisch hochinformierte Biografien in Comic-Form (Doxiadis/Papadimitrou: Logicomix / Ottaviani/Myrick: Feynman). Graphic Novels philosophieren über physikalische Rätsel (Mathieu: Drei Sekunden) oder über mathematische (Schuiten/Peeters: Die Sandkorntheorie), sie erzählen von physikalischen Experimenten (Tirabosco/Wazem: Im Dunkeln), Sachcomics handeln vom Urknall und der Evolution der Arten (Harder: Alpha – Directions). Umgekehrt inspirieren comicspezifische Genre-Stoffe den populärwissenschaftlichen Diskurs (Kakalios: Physik der Superhelden).

Der Comic hat mithin definitiv aufgeschlossen in die Riege der künstlerischen Medien wie Film und Literatur, die „interdiskursiv“ die populären szientistischen Leitmythen der Gegenwart mit jenen fachwissenschaftlichen Erkenntnisinteressen verweben, die ihnen zugrunde liegen. Allein dies schon würde das Begriffspaar „Comic und Naturwissenschaft“ zum Gegenstand einer Fachtagung qualifizieren, zumal in Zeiten, in denen Physik oder Biologie als Gegenstände textliterarischer Narrativisierung zu einer allgemeinen Sichtbarkeit drängen wie seit 200 Jahren nicht mehr. Doch gilt es nicht überdies in seinem Rahmen noch mannigfache historische und medientheoretische Aspekte zu erschließen? Ist – beispielsweise – der Comic vielleicht ein prädestiniertes Medium zur „Beobachtung zweiter Ordnung“ und zur Metafiktionalisierung der Naturwissenschaften, weil er – anders als der reine Fließtext oder das reine Bild – kein tradiertes Medium ihrer Wissensproduktion ist? Oder spielen womöglich doch (andersherum) Bild-Text-Kombinationen, etwa diagrammatischer Art, seit jeher eine Rolle bei der naturwissenschaftlichen Modellproduktion, die ihrer Beschreibung mit comictheoretischen Mitteln noch harrt? Was ist mit der technischen Dokumentation und Vermittlung von Wissen in bildsequenziellen Gebrauchsanweisungen? Und inwiefern bilden – unabhängig von etwelchen Autorintentionen – Comics vergangener Zeiten heute ein Archiv historischer Wissensbestände und Weltmodellierungen?

Ein bei näherem Hinsehen fast unerschöpflich weites Feld von Fragen, zu denen die 8. Wissenschaftstagung der Gesellschaft für Comicforschung (ComFor) erste Antworten bündeln und diskutieren möchte. Die ComFor und ihre örtlichen Gastgeber an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg – die Lehrstühle für Neuere Deutsche Literaturgeschichte und für Theoretische Physik – laden Sie hiermit herzlich zur Einsendung Ihrer Vortragsvorschläge ein.

Abstracts

Bitte senden Sie Ihre Abstracts von maximal 300 Wörtern Umfang bis spätestens 20. Mai 2013 per E-Mail an Clemens Heydenreich. Ihr Abstract soll Titel und das Anliegen des Vortrags, eine kurze biobibliographische Angabe sowie Name, Email-Adresse und Anschrift enthalten. Der Vortrag selbst soll auf 30 bis maximal 35 Minuten Redezeit angelegt sein.

Forum

In guter Tradition wird die ComFor auch in diesem Jahr den ersten Abend ihrer Tagung als Forum für „Werkstattberichte“ zu entstehenden oder jüngst entstandenen Forschungsprojekten studierender oder graduierter Nachwuchswissenschaftler gestalten. Ihre Vorträge sind nicht ans Tagungsthema gebunden, sondern können sich auf jedwedes Feld der Comicforschung beziehen. Bitte machen Sie dies einschlägig befassten Studierenden/Graduierten bekannt. Ihre Abstracts folgen der oben beschriebenen Form und Einreichfrist; die Vorträge sollen jedoch eine Dauer von 15 bis 20 Minuten nicht überschreiten.