Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
2. bis 4. Oktober 2015
Ausgangspunkt für die anvisierte Tagung sind zwei Überlegungen. Erstens wurden die bisherigen Forschungen zum Verhältnis von Literatur und Naturwissenschaft oft in der Weise betrieben, dass das metaphorische Potential naturwissenschaftlicher Theorien und Ansätze innerhalb literarischer Texte untersucht worden ist. Demgegenüber legt die Tagung darauf Wert, naturwissenschaftliche Diskurse in einem ersten Schritt durch Quellenforschung zu erarbeiten und in einem zweiten Schritt in deren Verbindung zu literarischen Texten zu analysieren. Dabei soll zugleich grundsätzlich erörtert werden, wie sich das Verhältnis von Literatur und Naturwissenschaft sowohl historisch als auch systematisch beschreiben und beurteilen lässt.
Zweitens scheint der Zeitraum des ‚langen 18. Jahrhunderts’ für eine solche Fragestellung besonders attraktiv zu sein, weil in dieser Phase die naturwissenschaftlichen Diskurse noch nicht gänzlich ausdifferenziert sind. So sollen in der Tagung gerade nicht einzelne wissenschaftliche Disziplinen wie etwa die Physik und die Chemie, die Mineralogie und die Geologie, die Medizin und die Biologie gesondert untersucht werden. Vielmehr gilt es thematische Debatten, erkenntnistheoretische Probleme und gesamtkulturelle Visionen auszumachen, die gleichermaßen in Literatur und Naturwissenschaft verhandelt werden und bei denen sich verschiedene wissenschaftliche Disziplinen überlappen. Beispiele hierfür wären etwa die ‚zwischen’ Literatur und Naturwissenschaft geführten Diskussionen um – Kraft und Feld (von wissenschaftlicher Seite sind hier physikalische, biologische und medizinische Konzepte um Bewegungsursachen wie Gravitationskraft und Lebenskräfte, aber auch deren raumgreifenden Wirkungen zu berücksichtigen, die als Funktionen bzw. Felder beschrieben werden) – Kometen, Sterne und Planeten (neben der ‚alten’ Wissenschaft der Astrologie und der ‚neuen’ der Astronomie sind in diesem Fall vor allem die Forschungen der Optik von Bedeutung) – den künstlichen Menschen (von besonderer Relevanz sind dabei neben den alchemistischen Vorstellungen vom Homunculus mechanische, elektromagnetische, medizinische und biologische Modelle zur Herstellung bzw. Zeugung künstlichen Lebens)
Weitere Debatten, Probleme und Visionen aus der Zeit von 1680 bis 1820 sind als Gegenstände der Tagung nicht nur denkbar, sondern auch ausdrücklich erwünscht.
Die Einladung zur Tagung ergeht an alle Literaturwissenschaftler, die sich für Naturwissenschaft, und an alle Naturwissenschaftler, die sich für Literatur interessieren. Ziel ist es, Literatur- und Naturwissenschaftler zu einem Dialog zusammenzubringen, bei dem in historischer wie systematischer Perspektive über das Verhältnis von Literatur und Naturwissenschaft diskutiert wird.
Die Tagung findet vom 2. bis 4.10.2015 an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen- Nürnberg statt. Sie wird ausgerichtet von den Arbeitskreisen I und II des Erlanger Zentrums für Literatur und Naturwissenschaft (ELINAS).